29.03.2015
Ostern steht vor der Tür.
Das Fest der Auferstehung.
Aber keine Auferstehung ohne den Tod.
!50 Menschen fanden in der letzten Woche einen plötzlichen Tod.
150 Leben auf Erden wurden jäh beendet. 150 Pläne, Hoffnungen, Wünsche, Erwartungen sind zu Nichte gemacht.
Für die Menschen, die zurückbleiben, eine unfassbare Katastrophe.
Alle Träume, Hoffnungen mit einem Schlag vernichtet.
Liebesbeziehungen durch den Tod beendet, Eltern haben ihre Kinder verloren, Kinder ihre Eltern.
Der Glaube an das Leben, die Illusion der Unsterblichkeit mit einem Schlag zerstört.
Das Leben, es endet. Es endet unwiederbringlich.
Einfach so vorbei.
Eigentlich ist es ja mit dem Tod immer so. Er kommt immer überraschend. Er stürzt uns immer in die Verzweiflung.
Denn wir können es einfach nicht fassen, nicht glauben, dass dieses Leben einmal zu Ende gehen wird. Wir können nicht glauben, dass unsere Eltern eines Tages nicht mehr hier sind. Wir können nicht fassen, dass uns unser geliebter Partner einmal verlassen wird.
Wir glauben an die Unendlichkeit des Lebens. Auch angesichts des alltäglichen Sterbens auf dieser Erde. Es ist wie ein Wunder, dass der Mensch zu dieser Verrücktheit fähig ist, zu glauben, er wäre vielleicht der erste, der es schafft, den Tod zu überleben.
Da scheint es doch tolle Tricks zu geben, um das möglich zu machen:
Halte Deinen Körper fit!
Ernähre dich gesund!
Hüte dich vor Übergewicht und zu hohen Cholesterinwerten!
Sei ein guter Mensch!
Kümmere dich um deinen Nächsten!
Wenn du nur alles richtig machst!!
Manchmal wird es gar zum einzigen Lebensinhalt, das körperliche Leben zu erhalten.
Dieses Feld ist ein großer Markt geworden.
Man macht uns vor, wir hätten es in der Hand, das mit dem Leben.
Man gibt uns die Verantwortung dafür, dass wir leben.
Das „am Leben sein“, hat einen sehr, sehr hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Auch die Diskussionen um die Sterbehilfe machen dies deutlich. Das Leben an sich, das einfach nur im Körper existieren wird zum höchsten Gut erklärt.
Selten fragt man danach, wie es den Menschen in ihrem Leben ergeht.
Es interessiert nicht, ob sie sich in einem Überlebenskampf befinden oder ob sie noch aktiv und voll Freude am Leben teilhaben können. Das alles ist nicht wichtig.
Aber wenn ein Mensch so verzweifelt ist, dass er sich das Leben nehmen möchte, dann werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dies zu verhindern.
Das Leben muss um jeden Preis gerettet werden.
Wie das Leben aber aussieht, das ist zweitrangig.
Was für eine Hoffnungslosigkeit spricht aus dieser Haltung.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, als die ersten von mir geliebten Menschen, meine Großeltern, starben.
Damals war ich ein zutiefst gläubiger Mensch. Ich ging regelmäßig in die Kirche, ich glaubte an Gott und und vor allem an Jesus Christus. Ich engagierte mich in der Liturgie, ich nahm an Glaubensgesprächen teil.
Aber all das schützte mich nicht vor der Hoffnungslosigkeit angesichts des Todes.
Ich erlebte die Erschütterung, die der Tod im Leben der Menschen erzeugt.
Die Erde schien still zu stehen und doch drehte sie sich um mich herum weiter.
Der Tod stellt das Leben in Frage.
Darf ich noch weiter leben, wenn mein geliebtes Kind sterben muss?
Gerade wenn Menschen, die uns sehr nahe stehen, sterben, dann fragen wir nach der Gerechtigkeit des Lebens und des Todes.
Warum er? Warum nicht ich?
Kann ich, darf ich das Leben noch genießen?
Aber der Tod kann auch zum Leben ermutigen.
Wenn Menschen ihrem eigenen Tod ins Auge gesehen haben, sei es aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung, dann erwachen sie auch manchmal in ihr Leben. Dann beginnen sie, den Wert ihres Lebens zu schätzen.
Dann fragen sie sich, wie sie leben wollen.
Dann werden sie (vielleicht zum ersten Mal) zu bewussten Gestaltern ihres Lebens.
Der Tod kann die Menschen auch aufwecken, zum Leben erwecken.
Leben im Angesicht des Todes, das bedeutet, bewusst zu leben.
Leben im Angesicht des Todes bedeutet, das Leben wert zu schätzen, das Leben zu genießen.
Es ist nicht selbstverständlich, dass Du lebst!
Das Leben ist ein Geschenk!
Ein Geschenk von dir an Dich.
Und auch der Tod ist ein Geschenk!
Der Tod macht das Leben erst zum Leben.
Was wäre unser Leben ohne den Tod?
Der Tod dieser 150 Menschen ist ein Geschenk an uns alle!
Das Leben auf Erden, es ist endlich.
Darum:
WIE willst Du Dein Leben leben?
Lass es dir nicht aus der Hand nehmen, dein Leben!!
Es gehört dir, du kannst vielleicht nicht bestimmen, wie lange du leben wirst, aber du kannst jetzt und heute damit beginnen, zu bestimmen, wie du leben wirst.
Ein selbstbestimmtes, bewusst gestaltetes Leben verliert auch angesichts des Todes nicht seinen Sinn.
Denn wir leben tagtäglich mit der Vergänglichkeit, mit dem Abschied.
Dies wurde mir bewusst, als ich mein erstes Kind hatte.
Jeden Tag kamen neue Entwicklungen dazu, fast jeden Tag hatte sie etwas Neues gelernt.
Aber immer wenn sie etwas Neues konnte, musste ich etwas Altes loslassen. Als sie zu laufen gelernt hatte, da musste ich das Baby vollständig verabschieden. Ich hatte kein Baby mehr.
Immer wieder musste ich lernen loszulassen.
Damals habe ich mir gesagt:
„OK. Das ist alles nur von kurzer Dauer, deshalb muss ich zusehen, dass ich es bewusst erlebe und genieße, damit ich hinterher nicht das Gefühl habe, ich hätte es verpasst!“
So habe ich es geschafft, mich mit der Vergänglichkeit im Leben auszusöhnen. Ich bin damit versöhnt, weil ich es so bewusst wie möglich erlebt und genossen habe.
Der Tod gehört zum Leben, er ereignet sich jeden Tag!
Schau dir die Bilder aus deiner Kindheit, aus deiner Jugend an!!
Wo ist dieses Kind jetzt?
Es existiert nicht mehr!
Schau dich an, als du ein Jugendlicher warst, was hast du gedacht, gefühlt?
Erinnere dich und dann frag dich: Was ist daraus geworden?
Wo ist dieser Jugendliche heute?
Man könnte sagen, dieses Kind, dieser Jugendliche wandelt nicht mehr auf dieser Erde, also ist er „gestorben“.
Und wer bist du?
Wer bist du, dass du dich noch jetzt in diesen früheren Menschen hineinfühlen kannst und gleichzeitig ein ganz anderer geworden bist.
Deine Enkel werden niemals wirklich glauben können, dass du einmal ein Kind warst.
Sie kennen dich nur so, wie du heute bist. Für sie gibt es deine Vergangenheit nicht.
Aber du weißt, dass du auch einmal ein Kind warst. Du kannst dich noch an Begebenheiten aus deiner Kindheit erinnern, du weißt noch, wie du dich gefühlt hast, als du zum ersten Mal in die Schule gingst.
Unser tägliches Sterben geschieht heimlich, weil wir gleichzeitig immer zu etwas Neuem werden.
In einem Lied aus meiner früheren Kirchenzeit hieß es:
„Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein, …,
Geheimnis des Glaubens, im Tod ist das Leben.“
Im Tod ist das Leben.
Ohne den Abschied kann es keinen Neuanfang geben. Das ist der eigentliche Sinn des irdischen Sterbens.
So wie Du heute noch immer existierst, obwohl es das Kind, das du vor 30 oder 40 oder mehr Jahren warst, nicht mehr gibt, so existierst Du auch nach deinem irdischen Tod weiter. Dann gibt es zwar diese Person nicht mehr hier auf Erden, aber Du, der du diese Person warst, existierst weiter.
Das Bewusstsein, das dem Körper Leben eingehaucht hat, existiert weiter.
Keiner der 150 Verstorbenen dieses Flugzeugunglücks ist verschwunden, sie alle existieren weiter. Sie alle fühlen, erleben sich noch immer so, wie vor einer Woche, als sie noch auf Erden weilten.
Der Tod ist nur der Abschied von dem Dasein in einem Körper, aber nicht die Auslöschung der Existenz an sich.
Wir brauchen unseren Körper nicht um zu existieren, wir brauchen ihn nur, um auf Erden agieren zu können.
Das Ende unseres Körpers ist das Ende unseres Verweilens auf Erden.
Aber so wie das Ende Deiner Kindheit nicht Dein Ende bedeutet hat, bedeutet auch das Ende des Erdenlebens nicht Dein Ende.
Dies glaubt nur der Verstand, der in seinem Dasein ähnlich wie der Körper an die Erde gebunden ist.
Der Verstand und der Körper sind Vehikel, mit deren Hilfe wir auf Erden leben können. Sie sind auf das Leben hier auf Erden beschränkt. Außerhalb der Erde braucht es weder den Körper noch den Verstand. Außerhalb der Erde gibt es weder den materiellen Körper noch den Verstand.
Da du nicht dein Verstand bist, wirst du im sogenannten Himmel auch ohne den Verstand weiter existieren.
Jede Nacht erlebst Du, wie es ist, ohne Körper zu sein. Du erlebst Abenteuer, Dramen, Liebesgeschichten in Deinen Träumen. Du wachst mit guten oder weniger guten Gefühlen auf, je nachdem, was Du geträumt hast. Dein Erleben in den Träumen ist so real, dass es sich sogar auf das irdische Leben auszuwirken vermag.
Deine Träume sind ein Leben außerhalb der Erde, ein Leben ohne Deinen Körper.
Der Körper, den du im Traum erlebst, ist lediglich ein Ergebnis deiner Vorstellungen.
In deinen Träumen vermagst du in Kontakt zu treten, mit den Verstorbenen. Sie wissen, dass du träumst, aber der Kontakt, der besteht, er ist real. So wie die Stimme aus dem Radio real ist, ohne dass ein Mann im Radio sitzt.
Jeden Abend, wenn du dich dem Schlaf hingibst, wenn du die Kontrolle des Verstandes loslässt, erlaubst du dir zu sterben, denn du verlässt das körperliche Dasein auf Erden.
Du verlässt mit deinem Bewusstsein deinen Körper. Ein feine Silberschnur hält die Verbindung zum Körper.
Diese wird dann erst während des „echten“ Sterbens getrennt.
Du bist also gut geübt darin, zu sterben.
Nur Dein Verstand kommt da nicht mit, im doppelten Sinne, er kommt nachts nicht mit auf Reisen und deshalb kann er zum Leben nach dem Tod nichts sagen.
Für den Verstand gibt es nur das Leben auf Erden. Die Erinnerungen, die du aus deinen Träumen mitbringst, müssen, um in diese Realität zu gelangen, die Schranke des Verstandes passieren, deshalb tendieren die Traumerinnerungen dazu, sehr irdisch und menschlich zu sein. Der Verstand interpretiert das Erlebte, das du mit zurückbringst.
Was er nicht kennt, das kannst du nicht erinnern.
So können von Geburt an Blinde zwar in ihren Träumen sehen, aber da ihr Verstand „Sehen“ nicht kennt, werden sie sich an das Sehen nicht erinnern.
Keine Angst vor dem Sterben!!!
Es ist nichts weiter als das Übertreten einer Linie im Sand. So zumindest hat es mir eine verstorbene Verwandte beschrieben, die zuvor sehr mit dem Tod gerungen und um ihr Weiterleben gekämpft hatte. Dennoch hat sie es so einfach und undramatisch erlebt.
Das Sterben ist so unspektakulär, dass es bei einem plötzlichen, unerwarteten Tod sogar geschehen kann, dass der Gestorbene zunächst gar nicht registriert, dass er gestorben ist.
Denn er ist ja noch da. Er existiert noch, er kennt sich selbst noch, fühlt sich selbst noch.
Das einzige, was nicht mehr geht, auf der Erde im Körper agieren, mit den Menschen kommunizieren.
Wir müssen das Sterben und den Tod nicht fürchten.
Wir brauchen den Tod nicht zu fürchten, weil wir selbst unsterblich sind. Nichts von uns geht je verloren.
Denn für das Bewusstsein, das wir sind, gibt es keinen Tod.
Es geht lediglich um das Ende einer Geschichte.
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