21.03.2015
Verantwortung im Neuen Bewusstsein:
Wie steht es mit der Verantwortung beim Leben im Neuen Bewusstsein?
Das sieht auf jeden Fall etwas anders aus, als wir es gewohnt sind.
Verantwortung, das ist ein schwer beladener Begriff. Die Menschen tragen oft schwer an ihrer Verantwortung, allerdings weniger an der Verantwortung für sich selbst als an der Verantwortung für andere Menschen in ihrem Leben.
Für wen fühlst Du dich verantwortlich?
Bei mir sind das ganz sicher meine drei Töchter (15, 18, 21), immer wieder gerate ich in die Falle, mich für sie und ihr Wohlergehen verantwortlich zu fühlen.
Warum Falle?
Weil ich das gar nicht kann; ich kann nicht dafür sorgen, dass es ihnen gut geht.
Außerdem fühle ich mich auch immer wieder für meine Ehe und das Wohlergehen meines Ehepartners verantwortlich. Dadurch gerate ich oft in eine ausweglose Situation, denn ich nehme dann mich und meine Bedürfnisse total zurück, weil ich glaube, das so tun zu müssen.
Es geschieht bei uns öfter mal, dass meine Töchter zu ihrem Vater nicht gerade freundlich und zuvorkommend sind; ich habe schon gelernt, mich möglichst daraus zu halten, und meinem Mann und seinen Kindern die Verantwortung dafür zu lassen.
Nun steht die Planung des nächsten Sommerurlaubs an.
Ich bin nur für mich verantwortlich!!
ABER ich fühle mich auch für meinen Mann verantwortlich, was in mir innere Konflikte erzeugt.
Denn meine Töchter möchten gerne mit mir zusammen Urlaub machen, ich umgekehrt auch mit ihnen, nur auf einen Urlaub mit dem Vater haben die Mädchen keine Lust.
Als ich letzte Woche beim Frühstück genau das aussprach:“Wir wollen dich eigentlich nicht mitnehmen.“, fühlte ich mich zwar erst nicht ganz wohl in meiner Haut, aber ich ließ es dennoch ohne Erklärungen bei diesem einen Satz.
Zu meiner Überraschung hat sich die Atmosphäre zwischen meinem Mann und mir in der darauffolgenden Woche sehr entspannt (zumindest ist das mein Eindruck), ich habe sogar den Eindruck gewonnen, dass er wieder mehr Verantwortung für sich übernimmt, was uns beiden sehr gut bekommt.
Ein weiterer Bereich, in dem ich immer wieder in die „Verantwortungsfalle“ gerate, sind meine Eltern.
Jedes Mal, wenn mich dieses Verantwortungsgefühl packt, dann geht es mir gar nicht gut. Nicht etwa, weil ich die Verantwortung nicht übernehmen wollte, mein Ego will das überaus gerne!
Denn es vermittelt mir Wichtigkeit, es macht mich bedeutend, es macht mich zu einem guten Menschen! Darum ist es eine Heldentat, die Verantwortung für seine alten Eltern zu übernehmen.
ABER das funktioniert so nicht!!
Ich kann auch für meine Eltern nicht die Verantwortung übernehmen. Sie sind die Schöpfer in ihrem Leben. Alles ist gut, so wie es ist.
Es ist anmaßend, im Leben der anderen Verantwortung übernehmen zu wollen!!!
Das ist eine Lektion, die mir zu lernen sehr schwer fällt.
Vielleicht liegt das daran, dass ich von klein auf geglaubt habe, ich sei für das Wohl aller anderen verantwortlich.
Das ist übrigens eher die Regel als die Ausnahme, dass sich die (kleinen) Kinder zumindest für das Wohl ihrer Eltern verantwortlich fühlen.
Kinder spüren sofort, wenn es den Eltern nicht gut geht und sie neigen dazu, die Ursache vielleicht auch Schuld für die Missstimmung bei sich selbst zu suchen. Sie, die offensichtlich so viel Freude in das Leben ihrer Eltern zu bringen vermögen, fühlen sich verantwortlich, wenn das dann mal nicht gelingt.
Je sensibler die Kinder sind, desto stärker ist dieser Wunsch, es den Eltern recht zu machen, damit es den Eltern und dadurch auch dem Kind gut geht.
Schon ist es geboren, dieses Verantwortungsgefühl für die anderen.
Viele Erziehungspraktiken unterstützen diesen Prozess zusätzlich.
Dazu gehören, eine hohe Erwartungshaltung der Eltern an ihre Kinder.
Und auch Sätze wie:
„Du machst mich traurig.“ oder
„Du hast mich enttäuscht“ verstärken die Überzeugung in den Kindern, sie seien für das Wohl ihrer Eltern verantwortlich.
Besonders problematisch wird es für Kinder, deren Eltern gesundheitliche oder psychische Probleme haben.
Denn alle Kinder wollen ihre Eltern glücklich machen.
Wenn das nicht in ausreichendem Maße gelingt, dann entwickeln die Kinder Schuldgefühle, die ihr Leben sehr belasten können.
Also:
Es scheint so zu sein, dass wir alle schon in unserer frühen Kindheit gelernt haben, Verantwortung für andere zu übernehmen.
Aber wie sieht es mit der Verantwortung für uns selbst aus?
Wer die Verantwortung für sich selbst übernehmen will, der muss lernen
-
Grenzen zu ziehen,
-
nein zu sagen,
-
andere zu enttäuschen,
-
bei sich zu bleiben bzw. erst einmal überhaupt zu sich selbst zu finden.
Wer Verantwortung für sich selbst übernehmen will, der kann nicht mehr einfach in der Masse mit schwimmen.
Hier geht es um ganz neue Qualitäten, die in unserem bisherigen Wertekanon nicht vorkommen.
Selbstverantwortung wird zwar von unserer Politik mittlerweile sehr groß geschrieben, der Politik geht es aber vor allem um die finanzielle Selbstverantwortung.
So sind wir verantwortlich für unsere Altersvorsorge, Gesundheitsvorsorge,...
Eine so verstandene Selbstverantwortung ist nur mit Lasten und Pflichten verbunden. Das klingt nicht sehr einladend.
Ich glaube tatsächlich, dass unsere Gesellschaft nicht viel Interesse an unserer Selbstverantwortung hat. Unser gesellschaftliches Wertesystem ist eng verknüpft mit dem christlichen
Wertekanon.
Hier steht ja bekanntlich die Nächstenliebe an erster Stelle:
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“
„Was Ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt Ihr mir getan.“
„So trage einer des anderen Last.“
„Geteiltes Leid ist halbes Leid.“
Also auch die Kirche und ihre Institutionen (Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Altenheime..) wecken und stärken in den Menschen das Verantwortungsgefühl für den Nächsten aber nicht für uns selbst.
Dummerweise kann dieses Konzept der Verantwortung für den anderen aber nicht gelingen. Und es passt ganz und gar nicht zum Neuen Bewusstsein.
Neues Bewusstsein bedeutet Eigenverantwortung, Selbstliebe und Schöpfertum.
Hast du schon einmal versucht, den (verwilderten) Garten Deines Nachbarn in Ordnung zu bringen?
Hast du gar versucht, den Nachbargarten zu hegen und zu pflegen?
Wahrscheinlich nicht, wer wäre schon so dumm?
Na ja, ich habe diesen Versuch tatsächlich unternommen.
Wir wohnen in einem Reihenendhaus und unser Nachbarreihenhaus war sehr viele Jahre unbewohnt. Entsprechend verwüstet sah der Nachbargarten aus.
Da packte mich eines Tages im Frühling die Idee, diesen Garten schön zu machen.
Ich schritt sofort zur Tat. So erschuf ich innerhalb von 4 Wochen eine nachbarliche Oase.
Wir stellten dort ein Trampolin für unsere Kinder auf und anfangs genoss ich den Blick in den neu ergrünten Garten ohne wilde Brombeersträucher und sonstiges Unkraut.
Aber die Freude hielt nicht lange an.
Denn es stellte sich als schwierig heraus, im Nachbargarten den neu eingesäten Rasen regelmäßig zu pflegen und zu mähen, die wilden Brombeersträucher am Wachsen zu hindern, bei Trockenheit zu wässern etc. Auch die Kinder hatten bald keine Freude mehr daran, immer erst nach drüben zu gehen, um auf dem Trampolin zu springen.
Ungefähr 1 ½ Jahre später wurde das Haus verkauft und ein neuer Besitzer übernahm die Herrschaft über das Anwesen.
Das war vor drei Jahren.
Und jetzt rate mal, wie der Nachbargarten heute aussieht?
Verwildert und verwahrlost.
Soviel zu dem Versuch, einen Nachbargarten in Ordnung zu bringen und zu halten.
Ähnlich verhält es sich mit dem Versuch, Verantwortung für einen anderen Menschen zu übernehmen und auf Dauer zu tragen.
Er ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Erst mag es Freude bereiten, aktiv zu werden und Wirkung zu erzielen, aber weil es nicht dein „Garten“ ist, kannst Du das auf Dauer nicht durchziehen.
Du kannst nur Gärtner in Deinem eigenen Garten sein!
Aber den Garten deines Nachbarn, deiner Eltern, Kinder, deines Ehegatten kannst du nicht pflegen. Und die anderen haben sogar ein Recht darauf, ihren Garten verwildern zu lassen.
Anders ausgedrückt:
Du kannst nur für Dich und Dein Leben Verantwortung übernehmen!
Jeder Versuch, für andere die Verantwortung zu übernehmen ist zum Scheitern verurteilt.
Das Scheitern folgt oft nicht unmittelbar, aber es wird kommen.
Selbst wenn die Menschen danach zu schreien scheinen, man möge ihnen die Verantwortung abnehmen, rate ich zur Zurückhaltung. Denn das könnte später zu großer Enttäuschung führen.
Diese neue Haltung, keine Verantwortung mehr für andere zu übernehmen, kann leichter gelingen, wenn Du dir bewusst machst, dass jeder, wirklich jeder Mensch, egal wie alt, gesund oder bewusst er auch zu sein scheint, der Schöpfer seines Lebens und seiner Lebensumstände ist. Diesen Schöpfer zu achten, bedeutet, ihm seine Verantwortung für seine Schöpfungen auch zu lassen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass du dem anderen nicht auch einmal hilfreich zur Seite stehst oder Unterstützung leistest etc.
Aber achte den Schöpfer in Deinen Kindern, in Deinen Eltern!
Lass ihnen die Verantwortung für ihr Leben, damit vermittelst Du ihnen gleichzeitig das Gefühl, es selbst meistern zu können. Du sprichst ihnen dein Vertrauen aus.
Und dann wirst du auch nicht Gefahr laufen, sie respektlos zu behandeln.
Auf diese Weise gewinnst du sehr viel Energie zurück, die dir jetzt zur Verfügung steht, um die Verantwortung für dich und Dein Leben zu übernehmen.
Allerdings braucht die Eigenverantwortung gar nicht wirklich viel Energie.
Eigenverantwortung geht einher mit Selbstliebe und Selbstachtung.
Wenn du beginnst, dich und deine Wünsche ernst zu nehmen, dann übernimmst du schon Verantwortung für dich selbst.
Selbstverantwortung bedeutet, sich selbst auf seine Fragen, Wünsche und Bedürfnisse zu antworten.
Du gibst dir Antworten, indem du dir Träume erfüllst, kleine Freuden bereitest, auf deine innere Stimme hörst.
Du trägst Verantwortung für dich, wenn du danach fragst, was Du vom Leben möchtest und nicht danach, was die anderen und das Leben von dir wollen.
Selbstverantwortung bedeutet:
Du stehst im Mittelpunkt Deines Lebens!
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